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Wie gute Kommunikation durch Pausen noch besser wird

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Ich habe versagt. Mein letzter Blogartikel ist schon fast vier Monate alt. Dabei ist die Frequenz der Veröffentlichungen doch so wichtig. Shame on me. Als Kommunikationsexpertin weiß ich das doch! Soll ich überhaupt noch weitermachen oder ist es schon zu spät?

Ich mache weiter. Denn Pausen gehören zum Leben. Ich habe diese Pause gebraucht, um wieder Energie und Kreativität zu tanken, meine Website zu relaunchen und Unvorhergesehenes in meinem Leben zu meistern. Als Kommunikationsexpertin vertraue ich außerdem darauf, dass Pausen eine gute Kommunikation sogar noch besser machen können.

Pausen setzen eine Rede erst richtig in Szene

Bekannt ist dieser Effekt vor allem als rhetorische Pause. Gute Redner:innen oder Moderator:innen setzen sie bewusst ein, um die Aufmerksamkeit der Zuhörenden zu erhöhen. Wie das?

  • Ein Redner, der selbstbewusst schweigt, kann enorm disziplinierend wirken. Vor allem dann, wenn er schon auf der Bühne steht, das Publikum aber noch unruhig ist. Einfach abwarten, den Blick schweifen lassen – und die Zuhörer wenden sich ganz von selbst dem wartenden Redner zu.
  • Eine Kunstpause vor dem entscheidenden Satz oder dem entscheidenden Wort wirkt wie ein Verstärker, der das Gesagte noch deutlicher hervorhebt, seine Bedeutung noch wichtiger erscheinen lässt. Man kennt das vom Witze erzählen: Einleitung, Kunstpause, Pointe, Lacher.
  • Selbst ungeplante Pausen können die Wirkung einer Rede optimieren. Technikprobleme, die gelassen gelöst werden, Zwischenrufe, die geschickt beantwortet werden, Denkpausen, in denen nach passenden Formulierungen gesucht wird – alle Unterbrechungen zeigen den Redner in seiner ganzen Person, machen ihn sympathisch und, nicht zuletzt, gewähren auch dem Publikum eine kleine Verschnaufpause, um das bereits Gesagte zu verarbeiten.

Pausen sagen mehr als tausend Worte

Auch in Gesprächen von Mensch zu Mensch spielen bewusst eingelegte Gesprächspausen eine nicht zu unterschätzende Rolle.

  • In einer hitzigen Diskussion sorgt eine Denkpause oft für Deeskalation. Sie signalisiert dem Gegenüber sowohl: „Ich nehme dich ernst. Ich höre dir zu und denke über das Gesagte nach.“ als auch: „Ich möchte eine angemessene Antwort finden und suche nach den richtigen Worten“. Beides signalisiert Wertschätzung und den Wunsch nach Verständigung. 
  • Natürlich kann Schweigen auch Verachtung ausdrücken. Immer wenn eine Frage oder Bitte mit Schweigen beantwortet wird, empfindet der Fragende bzw. Bittende es als Erniedrigung. Und derjenige, der schweigt, demonstriert damit seine Macht. Bestens bekannt von Verhandlungen. Der eine fordert etwas, auf den der andere demonstrativ nicht eingeht.
  • Ganz anders in einem therapeutischen Gespräch, wenn der Therapeut den Patienten nach seinem Befinden, seinen Gefühlen, seinen Gedanken befragt. Die Pause danach gibt dem Anderen Raum nachzudenken, seine Wahrnehmung zu schärfen und in die passenden Worte zu kleiden.
  • Und dann gibt es das romantische, staunende Schweigen. Es signalisiert: „Mir fehlen die Worte. Ich bin einfach überwältigt von meinen Gefühlen.“ Oft sind das die Momente größter Zugewandtheit zum Gegenüber und Worte würden die Magie des Augenblicks eher zerstören.

Ohne Pausen wird Kommunikation zu Geschwätz

Pausen sind also keine Abkehr von der Kommunikation, sondern wichtiger Teil von ihr. Kommunikation ohne Pausen ist unerträgliches Geschwätz. Pausen strukturieren, bereiten vor, schenken Zeit. Und genau damit verstärken sie die Wirkung aller Äußerungen. Das gilt auch in der Unternehmenskommunikation.

  • Stellen wir uns vor, ein Unternehmen schickt – nach dem Motto „Viel hilft viel“ – jeden Tag eine Mitteilung raus. Wird die noch gelesen? In der Regel nicht. Denn jeder vernünftige Mensch weiß, dass in einem Unternehmen nicht täglich etwas von Belang passiert. Der Effekt: Der Adressat wendet sich genervt ab und die gesamte Kommunikation verpufft. Dumm nur, wenn dann auch eine relevante Mitteilung nicht mehr wahrgenommen wird.
  • Das gleiche Phänomen gibt es im Social Media-Universum. Zwar sollte und kann hier die Frequenz der Posts ruhig höher sein als bei Pressemitteilungen. Aber auch hier nerven täglich gepostete Schnappschüsse vom Meeting, der Kaffeetasse oder dem Sonnenuntergang. Auf Belangloses hat nämlich auf Dauer niemand Lust.

Auch Texte brauchen Pausen

Last but not least wird auch jeder Text durch „geschriebene Pausen“ besser. Dafür gibt es mehrere Kniffe. Immer mit dem Ziel, Texte verständlicher und lesenswerter zu machen.

  • Erstes und gängigstes Pausenzeichen ist der Punkt. Er entspricht einer Gedankenpause. Eine Aussage ist gemacht. Punkt. Kurzes Innehalten und weiter im Text. Bandwurmsätze gewähren diese Pausen nicht. Längere Sätze, die auch über einen oder mehrere Nebensätze verfügen, Appositionen inklusive und sorgsam konzipiert, erfordern einfach mehr Aufmerksamkeit des meist unter Zeitdruck stehenden oder sich zumindest gehetzt fühlenden Lesers oder der Leserin und wirken daher anstrengend und irgendwie atemlos. (40 Wörter) Daher die Faustregel für Sachtexte: Nicht mehr als 14 Wörter pro Satz.
  • Der Doppelpunkt wirkt wie die Kunstpause des geübten Redners. Er bereitet auf eine wichtige Aussage vor und setzt sie prominent in Szene. Wie ein Scheinwerfer, der sich auf den Star ausrichtet. Natürlich gilt auch hier: Der Effekt verpufft, je öfter man ihn anwendet.
  • Der Gedankenstrich wirkt ähnlich „pausierend“, ist aber nicht ganz so autoritär wie ein Doppelpunkt. Er wirkt wie ein galanter Wink nach dem Motto „Was hier kommt, ist auch nicht unwichtig“. Dabei lässt er dem oder der Lesenden aber bewusst noch ein wenig Zeit zum Innehalten.

Fazit

Pausen spielen in jedem Kommunikationskanal eine wichtige Rolle. Geschickt eingesetzt erhöhen sie die Aufmerksamkeit für das Gesagte und Geschriebene, sorgen beim Empfänger oder der Empfängerin für einen angenehmen Wechsel von Anspannung und Entspannung. Intelligent platziert erhöhen sie sogar die Intensität der Kommunikation.